fairafric: Schokolade mit Impact – Wie lokale Produktion in Ghana Armut bekämpft

Im Zeitalter des bewussten Konsums, wo Nachhaltigkeit und faire Handelspraktiken zu Schlüsselfaktoren für Kaufentscheidungen werden, revolutioniert Fairafric die Schokoladenindustrie mit einem komplett anderen Ansatz. Durch die Verlagerung der gesamten Wertschöpfungskette nach Ghana schafft das Unternehmen nicht nur qualitativ hochwertige Schokolade, sondern auch faire Arbeitsplätze und neue Perspektiven im Ursprungsland des Kakaos. Im folgenden Interview erfahren wir mehr über Fairafrics innovative Geschäftsmodell, die Herausforderungen bei der Umsetzung und ihre Vision für eine nachhaltigere Zukunft der Schokoladenindustrie.

Von der Idee zur Realität: Schokolade made in Ghana
fairafric produziert Schokolade direkt in Ghana. Wie entstand die Idee, die gesamte Wertschöpfungskette ins Ursprungsland zu verlagern, und was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?
fairafric wurde aus einem Grund gegründet: Mit wirtschaftlichen Handeln Armut bekämpfen!
Hendrik Reimers, der Gründer von fairafric, hat am eigenen Leib erfahren, wie tief die Armut in der Kakaobranche verwurzelt ist. Hendrik hat 2013 während seinem Sabbatical mit dem Rucksack verschiedene Länder des Afrikanischen Kontinents bereist. Dabei ist ihm immer wieder ein gleiches Muster begegnet: Es gibt ein unglaublich großes Vorkommen von Ressourcen, allerdings werden diese nicht im Land veredelt und die reinen Rohstoffe exportiert. Die Farmer und Farmerinnen lebten dabei in großer Armut, denn es bleibt nur ein Bruchteil in den Anbauländern. Besonders im Kakao und Schokoladenmarkt ist dies dramatisch. 75% des weltweiten Kakaos kommen aus Westafrika, und 99% dieser Kakaobohnen werden ohne eine Veredlung exportiert. Dabei verfünffacht sich der Wert einer Tonne Kakao, wenn Sie zu Schokolade exportiert wird. Trotz vieler guter Initiativen, höhere Preise für den Kakao zu zahlen (z.B. Fairtrade), leben 90% der Kakaofarmer*innen unterhalb der Armutsgrenze. Für viele Familien ist daher der einzige Weg, dass das Überleben gesichert wird, wenn die Kinder mit auf den Feldern arbeiten und so arbeiten über 1.5 Millionen Kinder auf den Kakaofarmen in Westafrika.
Gleichzeitig ist die Herstellung von Schokolade keine Raketenwissenschaft.
Hendrik hatte hier eine Marktlücke erkannt, da es keine Schokolade aus dem Ursprungsland gab und so direkte Arbeitsplätze geschaffen werden können.
Ganz nach dem Motto: Deutschland ist nicht zu seinem Wohlstand nach 2 Weltkriegen gekommen, indem Fairtrade Kartoffeln angebaut wurden, sondern durch gut bezahlte Jobs in der Industrie.
So entstand die Idee mit den wenigen lokalen Schokoladenproduzenten in Ghana zusammenzuarbeiten und dort Auftragsfertigung zu starten. Die größte Herausforderung war, dass es kaum industrielle Partner vor Ort gab und diese nur eine veraltete Technik zur Verfügung hatten. Die modernste Schokoladen-Linie in Ghana war zu dieser Zeit die ehemalige Schogetten-Linie aus den 1950ern. Wir mussten daher gleichzeitig eine Marke aufbauen, den Vertrieb ausbauen und die gesamte Supply Chain professionalisieren.
2019 waren wir ein halbes Jahr ausverkauft und an der absoluten Kapazitätsgrenze des größten Herstellers in Ghana angelangt. Also entschlossen wir eine eigene Fabrik zu bauen.
Mitten in den Kakao-Anbaugebieten im Ländlichen Ghana, an einem Ort, an dem vorher kein Strom, kein Internet, keine Wasserversorgung und kein Straßenzugang war, haben wir innerhalb von 5 Monaten von erstem Spatenstich bis zur ersten Tafel, die weltweit erste solarbetriebene Bio-Schokoladenfabrik gebaut. Während der Bauphase (Mai bis September 2020) gab es unzählige Probleme und Herausforderungen, da aufgrund der COVID-19 Pandemie teilweise alle Häfen und Flughäfen in Ghana gesperrt waren und ein sehr restriktiver Lockdown ausgerufen wurde. Doch trotz all dieser Widerstände haben wir in Rekordzeit eine der modernsten Fabriken der Welt bauen können.

Eine süße Revolution: Umwälzungen in der Schokoladenbranche
Euer Slogan lautet "Die größte Revolution der Schokoladenwelt". Wie definiert ihr diese Revolution, und welche konkreten Auswirkungen seht ihr bereits in der Kakao- und Schokoladenbranche?
Unsere Revolution handelt davon, in einem holistischen Ansatz eine nachhaltige Welt der Schokolade aufzubauen. Eine Welt, in der keine Armut in den Anbauländern vorherrscht, wir die Natur besser hinterlassen als wir sie vorgefunden haben und ein Handel auf Augenhöhe betrieben wird.
Hierfür ist für uns entscheidend das die gesamte Wertschöpfung in den Ursprungsländern stattfindet und wir eine Zulieferstruktur aufbauen und somit einen neuen Industriezweig in Westafrika fördern, indem wir unsere Zutaten, Verpackungen und sonstige Materialien von lokalem Zuliefern beziehen. So entstehen weitere Arbeitsplätze und echte Perspektiven vor Ort.
Die Auswirkungen sind dabei unser Antrieb trotz all der Herausforderungen:
Über 160 direkte Arbeitsplätze konnten wir bereits schaffen, die alle ein Vielfaches des ghanaischen Mindestlohns verdienen und eine gesetzliche Krankenversicherung genießen.
Zudem zahlen wir unseren knapp 500 Kakaofarmer*innen die höchste Prämie in ganz Westafrika und es sind unzählige Zulieferbetriebe entstanden.
Unser Konzept ist dabei auch für die gesamte Branche interessant, da wir nicht nur unsere eigene Markenprodukte herstellen, sondern inzwischen auch Schokolade als Zutat für Großbäckereien, Müslihersteller oder sonstige Unternehmen die Schokolade in ihren Produkten verwenden.
Dabei sind unsere Produkte auf 4 Kontinenten zu finden.

Innovativer Kakaoanbau
Ihr arbeitet mit Kakaobauern in dynamischen Agroforstsystemen. Wie hat sich diese Zusammenarbeit entwickelt, und welche Vorteile seht ihr gegenüber traditionellen Anbaumethoden?
Die Nähe zu den Kakao-Communities ist für uns ein Schlüssel zum Erfolg, denn nur so können wir die Probleme verstehen und gemeinsam Lösungen finden.
Kakao ist ein Schattenbaum, der von Natur aus größere Bäume über sich benötigt. Allerdings wird Kakao in Westafrika meist in einer Monokultur angebaut und hierfür der Regenwald gerodet.
Beim Dynamischen Agroforst wird Kakao nach den Prinzipien des Regenwaldes angebaut und möglichst viele sich gegenseitig ergänzende Pflanzen gepflanzt. Durch diesen Ansatz steigt die Bodenfruchtbarkeit und die Resilienz der Kakaobäume wird größer. Zudem wird sehr viel Biomasse und damit CO2 auf den Farmen gespeichert. Externe Experten haben herausgefunden, dass durch diese Anbaumethodik bis zu 4x so viel CO2 im Boden gespeichert werden kann, wie fairafric in der gesamten Wertschöpfungskette ausstößt.

Nachhaltigkeit als Geschäftsprinzip: Herausforderungen und Integration
fairafric legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Wie integriert ihr diese Aspekte in euren tägliche Geschäft, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind Teil unserer DNA.
Bei jeder Entscheidung werden die Einfluss Faktoren auf die Natur und unsere Gesellschaft berücksichtigt, was teilweise nicht ganz trivial ist, allerdings versuchen wir in allen Bereichen uns stetig zu verbessern, um unseren Impact zu erhöhen.
Meilenstein Schokoladenfabrik
Ihr habt 2020 eine eigene Schokoladenfabrik in Ghana eröffnet. Wie hat dieser Schritteuer Geschäftsmodell verändert, und welche neuen Möglichkeiten hat er eröffnet?
Die Fabrik hat alles verändert. Die Qualität unserer Produkte ist massiv gestiegen und unsere Kapazität hat sich vervielfacht. Durch die eigene Fabrik können wir unsere Vision nun mit Vollgas verfolgen und made in Africa als einen neuen Branchenstandard etablieren, da direkte Arbeitsplätze schaffen können und gleichzeitig aktiv mehr Wertschöpfung in Westafrika aufbauen.

SEO als Schlüssel zum Erfolg
Welche Rolle spielt SEO für euch, insbesondere im Hinblick auf die Vermarktung eures einzigartigen Geschäftsmodells und eurer Produkte?
SEO ist für unsere Marketing-Strategie von großer Bedeutung, denn wir wollen möglichst viele Menschen von unserem Konzept begeistern und mehr Kund*innen von Schokolade made in Ghana überzeugen.
Digitale Werkzeuge für effektives Marketing
Gibt es bestimmte Tools, die ihr im Bereich Online Marketing oder SEO verwendet?
Wir nutzen verschiedenste Tools für unsere Kampagnen, angefangen von Klaviyo über Shopify und diverse andere.
fairafrics Mission im Online-Marketing
Wie seid ihr im Thema Online-Marketing aufgestellt, und wie nutzt ihr digitale Kanäle, um eure Geschichte und Mission zu vermitteln?
Unser Marketingbudget ist tatsächlich eher klein, da wir einen Großteil unserer Finanziellen Ressourcen für den Betrieb der Fabrik und mehr Wertschöpfung in Ghana aufwenden.
Ein großer Teil unseres Marketing-Teams besteht auch aus Ghanaer*innen, was uns die einzigartige Lage versetzt, die Geschichte aus den Kakao-Ursprungsländern direkt zu transportieren und zu zeigen wie die lokale Realität aussieht. Vieles unserer Marketing-Aktivitäten steht unter dem Motto: Aus Ghana für Ghana! Zudem setzen wir ganz stark auf unsere Crowd, bei uns mehrere Tausend Menschen als Markenbotschafter unterstützen und die Idee von Wertschöpfung im Ursprung in die Welt hinaustragen.
Finanzierung mit Zukunft: Von Crowdfunding zu Wachstumsstrategien
fairafric hat mehrere Finanzierungsrunden durchlaufen, einschließlich Crowdfunding. Wie hat sich eure Finanzierungsstrategie im Laufe der Zeit entwickelt, und welche Pläne habt ihr für zukünftiges Wachstum?
Ein ganz wichtiger Punkt. Ohne unsere Crowd wäre all dies nicht möglich gewesen. Wir sind überzeugt, dass ein Unternehmen nicht nur einigen wenigen Reichen, sondern allen gehören sollte und bietet daher seit vielen Jahren Crowdinvesting an, woran sich schon über 3500 Personen beteiligt haben.
Privatpersonen können direkt in fairafric investieren und eine enorme Wirkung erzielen.
Jeder Euro wird eingesetzt, um Armut zu bekämpfen und klimapositiven Kakaoanbau zu ermöglichen, während Privatpersonen direkt von den Erträgen aus Anleihen und Aktien profitieren.
Daher wird Crowdfunding auch in Zukunft ein Kernbestandteil von fairafric sein und bleiben.
Zukunftsvision
Mit Blick auf die Zukunft: Welche Innovationen oder Entwicklungen plant ihr für fairafric, und wie seht ihr die Zukunft der nachhaltigen Schokoladenproduktion in Afrika?
Wir wollen noch einen weiteren Schritt der Wertschöpfung selbst abbilden, indem wir eine eigene Kakaobohnenverarbeitung bauen möchten. Zudem wollen wir unsere Chocolaterie-Schule ausbauen und noch mehr Leute zu Chocolatiers ausbilden. Die Produkte aus Ghanas erster Chocolaterie-Schule vertreiben wir dabei unter unserer zweiten Brand Amanase (https://amanase.com/)
Langfristig wollen wir in weitere Wertschöpfungsketten einsteigen und eine Plattform für Wertschöpfung im Ursprung und weltweiten Handel werden.
Eine süße Revolution für eine nachhaltige Zukunft
Das Interview mit Fairafric zeigt eindrucksvoll, wie ein innovatives Geschäftsmodell nicht nur qualitativ hochwertige Schokolade produzieren, sondern auch einen bedeutenden sozialen und ökologischen Impact haben kann. Durch die Verlagerung der gesamten Wertschöpfungskette nach Ghana schafft Fairafric faire Arbeitsplätze und setzt neue Standards in der Schokoladenproduktion. Mit ihrem Engagement für dynamische Agroforstsysteme, nachhaltige Produktion und faire Bezahlung beweist Fairafric, dass wirtschaftlicher Erfolg und positive Veränderung Hand in Hand gehen können.
Wir bedanken uns herzlich bei Fairafric für die Teilnahme an diesem aufschlussreichen Interview.

Gründer von FAIRAFRIC Hendrik Reimers.
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