Gründerstory Livom: Vom Digitalprojekt zur nachhaltigen Sofa-Innovation

Im Rahmen unserer Gründerstories hat sich das Team von Livom die Zeit genommen, uns spannende Einblicke in den Aufbau ihrer Möbelmarke zu geben. Im Interview geht es um den Weg vom Digitalprojekt zur nachhaltigen Marke, Herausforderungen in Produktion und Skalierung sowie um den bewussten Verzicht auf Plattformen wie Amazon.

Elevator-Pitch
Bitte erkläre den Lesenden der deutsche-startups.de etwas über euer StartUp. Wer bist du? Was tust du? Wer ist eure Zielgruppe? Was sind deine Ziele? Was zeichnet euer StartUp aus?
Hauptfragen zum Unternehmen & der Gründung
In den folgenden Fragen werfen wir einen detaillierten Blick auf die Gründungsgeschichte, die Entwicklung des Startups und die strategischen Entscheidungen dahinter.
Die Gründer berichten dabei offen über Herausforderungen, Erkenntnisse und Meilensteine ihres unternehmerischen Weges.
Vom Agenturprojekt zur Möbelmarke: Der Ursprung von Livom
Livom startete als „kleines Projekt“ einer Digitalagentur – wie wurde daraus eine vollwertige Möbelmarke, und welcher Moment war der Wendepunkt?
Livom entstand ursprünglich als internes Projekt unserer Digitalagentur. Ziel war es, unser digitales Know-how an einem physischen Produkt zu testen. Was als „Spielwiese“ begann, wurde schnell ernst: Nachdem die ersten Monate herausfordernd verliefen, haben wir die Marke geschärft, auf Kund:innenfeedback reagiert und ein Produkt geschaffen, das Nachhaltigkeit und Funktionalität vereint. Der entscheidende Wendepunkt war der Moment, als wir begriffen, dass Modularität nicht nur ein Feature, sondern ein Lebensgefühl ist – und der Markt dafür bereit war.
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bei Livom
Ihr produzieren in Europa und nutzt abnehmbare Bezüge – wie setzt ihr „Kreislaufwirtschaft“ konkret um, um der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken?
Kreislaufwirtschaft ist bei Livom gelebte Praxis. Unsere modularen Sofas bestehen aus einzelnen Komponenten mit abnehmbaren, waschbaren und austauschbaren Bezügen. Jedes Element kann repariert oder ersetzt werden – statt das ganze Sofa zu entsorgen. Produziert wird ausschließlich in Europa, was faire Bedingungen und kurze Lieferwege garantiert. Damit bieten wir eine langlebige, ressourcenschonende Alternative zur Wegwerfmentalität.
Nachhaltiges Engagement durch Baumpflanzaktionen
Pro Bestellung werden 2 Bäume gepflanzt. Warum habt ihr euch für die Kooperation mit OneTreePlanted entschieden, und wie integriert ihr dies in eure Markenkommunikation?
Für jede Bestellung pflanzen wir zwei Bäume in Zusammenarbeit mit OneTreePlanted. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, einen direkten, nachvollziehbaren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wir integrieren dieses Engagement konsequent in unsere Kommunikation – etwa auf der Website, in Newslettern und im Checkout-Prozess – weil wir davon überzeugt sind, dass nachhaltiger Konsum auch sichtbar und erlebbar sein sollte.
Modularität neu gedacht: Mehr als nur ein Möbelkonzept
Modularität ist euer USP – wie reagiert ihr auf die Herausforderung, dass Kund:innen trotzdem oft klassische Sofas bevorzugen?
Tatsächlich fragen viele Kund:innen nach „klassischen Sofas“ – weil Modularität für viele noch mit Kompromissen bei Komfort, Stabilität oder Optik assoziiert wird. Genau dort setzen wir an:
Wir verkaufen kein modulares Sofa im technischen Sinn, sondern ein flexibles Möbel, das aussieht und funktioniert wie ein klassisches – nur mit mehr Möglichkeiten. In der Beratung sprechen wir daher zuerst über Bedürfnisse: Wohnsituation, Alltag, Veränderung.
Oft zeigt sich dabei: Die Vorteile der Modularität lösen reale Probleme – ob bei Umzügen, Nachwuchs, Haustieren oder einfach dem Wunsch nach Wandel. Wir überzeugen nicht mit Technik, sondern mit Relevanz. Und wer sich zunächst ein klassisches Sofa wünscht, entscheidet sich am Ende oft für ein modulares – weil es klassisch aussieht, aber mehr kann.
Erfahrungen aus der Testphase und Optimierungspotenziale
Ihr bietet 100 Tage Probeschlafen an – wie wirkt sich das auf Retourenquoten aus, und was habt ihr aus Rückgaben gelernt?
Die Testphase senkt die Kaufhürde, steigert die Abschlussquote und liefert ehrliches Feedback. Rückgaben sind selten – und wenn, dann fast immer auf falsche Größenwahl oder Stofffarbe zurückzuführen. Daraus haben wir gelernt, unsere Beratung, Visualisierung und Konfiguration gezielt zu optimieren. Das Ergebnis: zufriedenere Kund:innen und weniger Retouren.
Showrooms als Schlüssel zur Kundennähe im Möbelhandel
Mit Showrooms im LIVING BERLIN und anderen Standorten – wie wichtig ist der physische Kontaktpunkt für ein Digital-first-Startup?
Trotz unserer starken Onlinepräsenz sind Showrooms für uns unerlässlich. Möbel sind haptische Produkte – und Vertrauen entsteht oft durch persönliche Erlebnisse. Unsere Showrooms in Städten wie Zürich, Berlin oder München schaffen genau diesen Kontaktpunkt. Gerade in neuen Märkten haben wir festgestellt: Sobald ein physischer Ort vorhanden ist, steigt die Konversionsrate deutlich.

Digitale Prozesse statt Papierkataloge im Möbelhandel
Ihr verzichtet komplett auf Papier – wie digitalisiert man Prozesse in einer Branche, die stark auf physische Musterkarten setzt?
Wir denken Möbel digital – von Anfang an. Unsere Prozesse sind vollständig papierlos: vom 3D-Konfigurator über die digitale Kundenberatung bis zur Bestellabwicklung.
Gleichzeitig wissen wir, dass Möbel emotional und haptisch sind. Deshalb kombinieren wir digitale Effizienz mit menschlicher Nähe – über Videoberatung, Stoffmuster per Post und Showrooms.
So schaffen wir ein Erlebnis, das den Komfort des E-Commerce mit der Verbindichkeit des stationären Handels verbindet – nur ohne Ordner, Kataloge und Formulare.
Verbindungssysteme für modulare Sofas: Stabilität trifft Flexibilität
Was war die größte Hürde bei der Entwicklung des modularen Velcro-Systems, das die Sofaelemente stabil verbindet?
Die Herausforderung war klar: Ein modulares Sofa muss flexibel sein – darf dabei aber niemals instabil wirken. Unser Ziel war es, ein Verbindungssystem zu entwickeln, das einfach in der Handhabung ist, im Alltag hält, was es verspricht, und gleichzeitig unsichtbar bleibt.
Das Klettstreifen-System war unser erster großer Entwicklungsschritt – leicht, werkzeugfrei und für viele Wohnsituationen ideal. Die größte Hürde dabei: die perfekte Kombination aus Halt und Flexibilität, selbst bei häufigem Umstellen oder Reinigen.
Mit zunehmenden Anforderungen – etwa bei größeren Modellen oder spezifischen Einsatzbereichen – haben wir zusätzlich bei gewissen Modellen das Krokodilverbindungssystem eingeführt. Es bietet nochmals mehr Stabilität durch mechanisches Einrasten.
Beide Systeme sind das Ergebnis intensiver Tests – mit dem Anspruch, Modularität alltagstauglich zu machen, ohne Kompromisse bei Komfort oder Design.
Skalieren mit Qualität: Handwerk trifft effiziente Prozesse
Ihr habt über 20.000 Kund:innen – wie skaliert man Handwerksqualität, ohne in Massenproduktion abzurutschen?
Unsere Sofas werden nicht auf Lager produziert, sondern individuell auf Kundenwunsch – jedes Stück ist ein Einzelauftrag. Gefertigt wird in europäischer Handarbeit, mit hoher Sorgfalt und Liebe zum Detail.
Trotz steigender Nachfrage halten wir an diesem Prinzip fest: Jedes Sofa durchläuft eine Qualitätsprüfung, bevor es ausgeliefert wird.
Skalierung erreichen wir nicht durch Industrialisierung, sondern durch strukturierte Abläufe, enge Partnerschaften und digitale Effizienz – damit Handwerksqualität auch bei 20.000+ Bestellungen erhalten bleibt.
Fragen zu SEO/Online Marketing & Tools
SEO mit Substanz: So wird Sichtbarkeit zum Wettbewerbsvorteil
Wie optimiert ihr Produktseiten für Keywords wie „modulares Sofa nachhaltig“ gegen große Mitbewerber wie Home24?
Wir kombinieren SEO-Technik mit echtem Mehrwert. Unsere Produktseiten sind suchmaschinenfreundlich aufgebaut – mit klaren H1-Strukturen, optimierten Alt-Tags, Meta-Beschreibungen und semantisch starken Texten.
Gleichzeitig verbinden wir diese Seiten gezielt mit unserem Content Hub: In unserem Blog greifen wir häufig gesuchte Themen wie „nachhaltige Einrichtung“, „modulare Möbel bei Platzmangel“ oder „so funktioniert ein waschbares Sofa“ auf. Diese Beiträge verlinken wiederum auf die passenden Produkte – das stärkt die Relevanz aus SEO-Sicht und bietet echten Informationswert.
Durch diese Kombination aus technischem Fundament, strategisch platziertem Content und authentischer Sprache schaffen wir eine Sichtbarkeit, die nicht auf Masse basiert – sondern auf Qualität, Relevanz und Vertrauen. So können wir auch gegen große Plattformen wie Home24 bestehen.
Echte Stimmen, echtes Vertrauen: So nutzt Livom Kundenfeedback online
Ihr nutzt Kundenstimmen wie „Unschlagbar bequem“ prominent – wie baut ihr Social Proof in eure Onlinestrategie ein?
Kundenstimmen sind für uns weit mehr als Bewertungen – sie sind ein zentrales Vertrauenselement. Wir nutzen sie gezielt an den entscheidenden Stellen im Kaufprozess: auf Produktseiten, in Landingpages, im Checkout und in Social Ads.
Besonders wirkungsvolle Zitate wie „Unschlagbar bequem“ heben wir visuell hervor – kombiniert mit echten Namen, Bildern oder kurzen Erfahrungsberichten. Darüber hinaus integrieren wir automatisierte Bewertungstools (z. B. Google Reviews), um neue Stimmen laufend zu erfassen.
Zusätzlich setzen wir auf User Generated Content: Kund:innen teilen Bilder und Videos ihrer Livom-Sofas, die wir in unseren Shop und auf Social Media einbinden. So entsteht authentischer, erlebbarer Social Proof – von echten Menschen, nicht von Marketingtexten.

Gezielte Sichtbarkeit durch Long-Tail-Keywords
Welche Rolle spielen Long-Tail-Keywords (z.B. „waschbares Sofa für Allergiker“) in eurer Content-Strategie?
Long-Tail-Keywords wie „waschbares Sofa für Allergiker“ sind für uns besonders relevant, weil sie konkrete Bedürfnisse abbilden – und genau hier können wir echten Mehrwert bieten.
In unserem Blog, in Ratgebertexten und auf Kategorieseiten greifen wir gezielt solche Suchanfragen auf und beantworten sie mit praxisnahen Tipps, Empfehlungen und passenden Produktverlinkungen. So schaffen wir Sichtbarkeit bei hochqualifizierten Suchanfragen mit geringerem Wettbewerb – und erhöhen die Conversion-Wahrscheinlichkeit deutlich.
Statt um generische Reichweite geht es uns um gezielte Relevanz: Wir wollen die richtigen Menschen zur richtigen Zeit mit der passenden Lösung erreichen.
Authentische Video-Inhalte als Reichweitenhebel
Wie setzt ihr Video-Content aus Showroom-Präsentationen für organische Reichweite ein?
Unsere Showroom-Videos zeigen Sofas real und ungefiltert – genau das schafft Vertrauen. Wir nutzen sie plattformgerecht: Kurzformate für Reichweite auf Social Media, längere Videos für gezielte YouTube-Suchanfragen.
Warum der eigene Shop im Fokus steht statt Amazon
Warum verzichtet ihr bewusst auf Amazon und setzt auf den eigenen Shop?
Weil wir Kundenerlebnis und Markenwert nicht auslagern wollen. Über unseren eigenen Shop steuern wir die gesamte Customer Journey – von Beratung über Konfiguration bis zum After-Sales-Service.
Amazon bietet Reichweite, aber keine Differenzierung. Unsere Produkte brauchen Erklärraum, persönliche Beratung und Storytelling – all das können wir nur über unsere eigene Plattform bieten.
Kurz: Wir verkaufen nicht nur Sofas, wir bauen Beziehung auf. Und das gelingt nur direkt.
Persönliche Fragen an die Gründer
Wie Zahlen und Kreativität in Buchhaltung und Strategie zusammenfinden
Tamara, du verantwortest Buchhaltung und Strategie – wie vereinst du Zahlenliebe mit Kreativität?
Für mich schließt das eine das andere nicht aus – im Gegenteil. Ich mag Klarheit und Strukturen, aber genauso wichtig ist mir, Spielraum zu schaffen für neue Ideen.
Zahlen zeigen mir, wo wir stehen und was realistisch ist. Kreativität hilft mir, über das Offensichtliche hinauszudenken. Gerade in der Strategie braucht’s beides: ein gutes Gefühl für den Markt – und ein sauberes Excel im Hintergrund.
Warum der Schritt von der Digitalagentur in die Möbelbranche?
Was hat dich als Digitalagentur-Mitarbeiterin dazu bewegt, ausgerechnet in der Möbelbranche zu gründen?
Die Möbelbranche war für uns völliges Neuland – gerade das hat uns gereizt. Wir haben gesehen, wie wenig digital dort gedacht wurde, und hatten Lust, genau da anzusetzen: mit einem nachhaltigen Produkt, einer klaren Marke und einer komplett digitalen Customer Journey.
Welche Lektion habt ihr aus Herausforderungen mit der Lieferkette gezogen?
Welche Lehre aus eurem größten Fehler („Wir unterschätzten Lieferketten“) gebt ihr anderen Gründer:innen mit?
Wir haben gelernt: Ein gutes Produkt reicht nicht, wenn die Logistik nicht mitzieht. Lieferketten sind das Rückgrat jedes physischen Geschäfts – und wir haben sie anfangs zu wenig priorisiert.Heute wissen wir: Lieferfähigkeit ist Teil des Markenversprechens. Wer nachhaltig arbeiten will, muss auch stabil liefern können. Unser Rat: Prozesse früh absichern – nicht erst, wenn’s brennt.

Welche Umweltregel würdest du für die Möbelindustrie einführen?
Wenn du einen Tag lang EU-Umweltkommissarin wärst – welche Regel würdest du für die Möbelindustrie einführen?
… würde ich eine Transparenzpflicht für Materialherkunft, Produktionsort und Lebensdauer in der Möbelindustrie einführen. Wer ein Sofa kauft, sollte auf einen Blick sehen können: Wo wurde es gefertigt? Aus welchen Materialien? Wie lange ist es reparierbar?
Denn echte Nachhaltigkeit beginnt mit ehrlicher Information. Nur so können Kund:innen bewusst entscheiden – und Unternehmen werden motiviert, langlebiger statt günstiger zu produzieren.
Schnellfragen (Ja/Nein-Antworten) zur Gründerpersönlichkeit
Würdest du wieder mit einer Digitalagentur kollaborieren?
JA
Ist Perfektionismus dein größter Antreiber?
Nein – Umsetzung schlägt Perfektion.
Hast du jemals ein Design verworfen, weil es „zu nachhaltig“ für den Massenmarkt war?
Nein
Arbeitest du lieber im Homeoffice oder im Showroom?
Showroom
Glaubst du, dass Scheitern zum Unternehmertum dazugehört?
Unbedingt – wer nie scheitert, geht zu wenig Risiko ein.
Schnellfragen (Ja/Nein-Antworten) zum Online Marketing und SEO
Ist Content-Marketing wichtiger als Google Ads?
Ja – langfristig gewinnt Relevanz.
Nutzt ihr KI für Produktbeschreibungen?
Ja – als Basis, aber immer mit menschlichem Feinschliff.
Würdet ihr auf Influencer setzen, wenn sie eure Werte teilen?
Ja – Authentizität ist entscheidend.
Ist TikTok für eure Zielgruppe relevant?
Ja – zunehmend, besonders bei jüngeren Käufern.
Sollten Möbel-Startups sofort in SEO investieren?
Ja – je früher, desto nachhaltiger der Effekt.
Livom: Nachhaltigkeit trifft Möbelinnovation
Das Interview mit dem Livom-Team gibt einen ehrlichen Einblick in die Höhen und Hürden beim Aufbau einer modernen Möbelmarke. Von modularen Sofas und Papierlosigkeit bis zur Social Proof-Strategie –
Livom zeigt, wie nachhaltiges Unternehmertum im digitalen Zeitalter aussehen kann.
Wir bedanken uns herzlich für die offenen Antworten und die inspirierenden Einblicke in diese spannende Gründerreise.

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